Durch die Krise: Mit den richtigen Zielen im Blick

Andreas Kuhlmann
22.04.2020

Die Welt ist im Krisenmodus. Wieder einmal. Das immer noch junge 21. Jahrhundert ist bereits reich an Krisen, die jede für sich genommen herausragend war. Diesmal ist es in besonderer Weise unmittelbar und damit auch sehr dramatisch. Ein Virus stellt die Welt auf den Kopf. Es geht um Leben und Tod. Es werden Schwachstellen aufgezeigt, im Gesundheitssystem, aber auch im politischen Gefüge. Die Kooperation der Staaten, die Herangehensweise an ein globales Problem, sie funktioniert noch nicht so, wie es sein müsste. Wir kennen das auch aus der Klimapolitik.

Die Bewältigung der Corona-Krise, der Schutz von Menschenleben, hat derzeit oberste Priorität. Noch ist der Blick auf die Welt danach voller Fragezeichen. Aber es zeichnen sich doch bereits Linien ab.

  1. Der Weg aus der Krise wird entlang der Ziele erfolgen müssen, für die sich eine überwältigende Mehrheit in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik bereits vor der Krise ausgesprochen hat. Die weltweite „recovery“ braucht eine Richtung. Sie muss nachhaltig, zukunftsfähig und klimaneutral sein.
  2. Maßnahmen gegen die Auswirkungen von Krisen sollen timely, temporary and targeted sein. Sie müssen aber auch einen transformativen Charakter haben. Klassische konsumtive Hilfs- und Konjunkturprogramme allein reichen nicht aus. Dafür bedarf es klarer Vorgaben und eines klaren ökonomischen Rahmens. Eine stärkere Konzentration auf die Bepreisung von CO2 zum Beispiel. Ansätze dafür haben wir erarbeitet. Nun müssen sie in schwieriger Zeit einen zentralen Beitrag zur Wirtschaftspolitik insgesamt leisten.
  3. Die Krise zeigt auch: Wir brauchen einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge. Eine Fokussierung auf das eine Problem allein wird diesem Jahrhundert nicht mehr gerecht. Die im Jahr 2015 verabschiedeten Pariser Klimaziele sind ganz zentral. Aber die ebenfalls 2015 verabschiedeten SDGs bilden den entscheidenden Rahmen für unser Handeln. Dabei geht es um Klima, Umwelt, Energie. Aber eben auch um Gesundheit, Armutsbekämpfung, Frieden und vieles mehr. Die aktuelle Krise zeigt, dass wir alles im Blick haben müssen. „Bessere Politik für ein besseres Leben“, so heißt der Leitspruch der OECD. Das geht nur, wenn wir im Bewusstsein planetarer Grenzen und globaler Verantwortung denken und handeln.

Das Ausmaß der gegenwärtigen Krise und das Wissen um all die anderen Krisen – insbesondere der Klimakrise – stellt alte Gewissheiten in Frage. Wir werden über Fragilität und Resilienz reden. Über globalisierte Wertschöpfung versus dezentrale Sicherungsbedürfnisse. Universalismus und Partikularismus werden dabei eine Rolle spielen. Doch eines muss von dauerhafter Gewissheit sein: Internationale Solidarität ist Grundlage für das gute Leben. Menschen für Menschen. Generationen für Generationen. Staaten für Staaten. Nur Gesellschaften, die bereit sind einander zu helfen, werden dieses Jahrhundert erfolgreich prägen können.

 

Andreas Kuhlmann

Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena)
Seit Juli 2015 ist Andreas Kuhlmann Vorsitzender der dena-Geschäftsführung. Andreas Kuhlmann (geb. 1967 in Recklinghausen, katholisch, verheiratet und...

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