Resilienz dank Ökostrom: Zukunftsinvestitionen für den globalen Süden, die allen nützen

Anna Skowron
23.07.2020

Menschenleere Straßen, Märkte und Büros. Globale Lieferketten sind unterbrochen und Versorgungsknappheit bricht aus. Viele sehen sich einer wachsenden Ernährungsunsicherheit gegenüber. Dies ist nicht die Handlung eines dystopischen Films, sondern die Realität für viele Menschen auf der ganzen Welt. Führt man sich vor Augen, dass laut WHO rund 7,6 Milliarden Menschen keinen oder nur beschränkten Zugang zu Gesundheitsvorsorge haben, ist die derzeitige Situation in vielen Ländern umso prekärer.

Es benötigte einen Coronavirus von globalem Ausmaß, um uns vor Auge zu führen, dass die Weltgemeinschaft eng mit einander verzahnt ist und das wir oftmals Verursacher unserer Krisen sind. Oftmals bemerken wir die Auswirkungen von Krisen - wie etwa Ressourcenverknappung, Insektenschwund, Plastikflut und nicht zuletzt dem Klimawandel - nicht direkt wie im Falle der COVID-19 Pandemie. Trotzdem treten sie bereits heute gleichzeitig auf. Für die Folgen dieser Jahrhundertprobleme müssen wir schon heute vorsorgen.

Wir sind also nicht nur Hauptverursacher von Klimakrise, Corona und Co. Wir können auch Problemlöser sein, aus den Krisen lernen und vorsorgen. Bisher gilt Deutschland als ein Vorbild in Sachen Krisenreaktion und -bewältigung. Diese Weitsicht sollte nun nicht auf die Landesgrenzen beschränkt bleiben. Deutschland sollte den Blick auch auf nachhaltige Maßnahmenpakete für Länder im Globalen Süden richten, denn nur mit Gemeinschaftssinn und Weltoffenheit, können globale Krisen gelöst werden und Maßnahmenpakete ihre Wirkungsmöglichkeit entfalten. Wählerinnen und Wähler werden die heutigen Regierungen an ihrem Umgang mit den lokalen und globalen Krisen messen.

Resilienz und Wachstum dank Ökostrom

Dabei sollte Deutschland vor allem auf dezentrale Energiesystem, basierend auf erneuerbaren Energien, setzen und diese gezielt in Armutsregionen und Ländern des globalen Südens fördern. Denn diese konnten sich im Stromsektor besser gegen die Einschränkungen der Pandemie behaupten als ihre fossilen Kontrahenten, laut der Internationalen Agentur für Energie.  Mit entsprechender Förderung und Einsatz von Effizienztechnologien wäre ein ähnliches Resultat auch in den Bereichen der Wärmeerzeugung und des Verkehrsbereich denkbar und könnte Gesamtemissionen deutlich senken. Dafür müssen wir unseren Umgang mit Energie allerdings überdenken, Wärmekraftkopplung und Ausbau von Windkraft und Solarstrom fördern und intelligente Stromnetze aufbauen.

Über den Resilienzaspekt hinaus, bieten regenerative Energien Wachstumsmöglichkeiten, indem sie jedem Zugang zu Elektrizität schaffen, Jobs bereitstellen und somit wirtschaftliche Perspektiven stärken und Inklusivität fördern können. Durch Umstellung auf Elektromobilität können wir zudem der Luftverschmutzung und Feinstaubbelastung in Städten Einhalt gebieten . Das Risiko von Atemwerkserkrankungen welche nachgewiesenermaßen die Mortalitätsrate durch COVID-19 steigern, könnte somit reduziert werden. Die Vision einer CO2-freien Welt könnte in greifbare Nähe rücken.

Langfristiges Klimaprogramm als rentable Zukunftsausgabe

Etwa 100 Mr. USD sollen ab 2020 für die Minderung und Anpassung an die globale Erwärmung bereitgestellt werden, versprachen die Industriestaaten. Die Corona-Krise öffnet derzeit ein Möglichkeitsfenster, die Milliardenprogramme dahingehend zu schnüren, dass sie in einem Arbeitsgang mehrere Krisen bewältigen – Klimawandel, Gesundheitskrise, wirtschaftliche Rezession und vieles mehr.

Dass nachhaltige Hilfspakete für den Globalen Süden ihre Wirkung entfalten ist dabei auch in unserem Interesse: wenn Indien, China, oder die USA nicht auf erneuerbare Energieträger umsteigen und alternative, klimaschonende Energiequellen wie Sonnenenergie oder Geothermie, der Nutzung von Kernenergie oder Kohlestrom vorziehen, werden wir das 1,5°C-Ziel des Pariser Abkommens nicht mehr erreichen können.. Wetterextreme, Dürrekatastrophen und somit Ernährungsunsicherheit und Hungersnot, größere Wohlstandskluft und geopolitische Unsicherheiten sind nur einige der Klimafolgen, auf die wir uns sonst gefasst machen müssen. Daher sollte Deutschland den Blick nun nach Außen richten und nachhaltige Zukunftsinvestitionen tätigen die allen nützen und Resilienz gegenüber künftigen, menschengemachten Krisen erhöhen.

Anna Skowron

World Future Council (WFC)
Anna Skowron arbeitet als Senior Policy Officer beim World Future Council (WFC) und unterstützt Landesregierungen und zivilgesellschaftliche...

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